Montag, 1. März 2010

zwei blicke, drei gesten, ein satz

manes sperbers "wie eine träne im ozean" begleitet mich bis in die träume. mit der figur josmar erlebt man zu beginn die verwirrende uneindeutigkeit der konspirativen arbeit, weiß nicht, wem zu trauen, wem zu glauben ist. dann lernt man andere figuren kennen, voller ideale und blind vor ideologie. der erste tod, den man wahrnimmt, der ist noch schrecklich, doch man gewöhnt sich ans töten und sterben.

ein mann wird hier schnell beschrieben und mit wenigen angaben präzise gezeichnet. gut und böse, stärken und schwächen einens charakters fächern sich sofort auf. so wie der illegale sein gegenüber einordnen und einschätzen können muss, so wird dieses gegenüber auch der leserin präsentiert.

die figuren ähneln niemandem, den ich kenne, und sie bewegen sich in situationen und verhältnissen, die mir völlig fremd sind. aber es ist ein großartiges buch. langweilige literatur ist vielleicht der preis, den wir für die friedlichen zeiten bezahlen, denke ich, und: das ist mir mehr als recht. aber es ich auch ein irrtum zu glauben, wachheit und wahrnehmungsfähigkeit entstünden nur durch die bedrohung des krieges.

(offtopic/metablogging: das fühlt sich hier an, als hätte ich noch nie im leben eine zeile geschrieben.)

Dienstag, 9. Februar 2010

schön durchatmen

offenbar hat helene hegemann abgeschrieben. davon kann man halten, was man will, die feuilletondebatte hat ja auch in kürzester zeit die absurdesten höhen erklommen. völlig indiskutabel ist es hingegen, das mädchen deshalb votze oder hure zu nennen, wie es einige nicht ganz unbekannte blogger zwischen berlin und tegernsee getan haben.

wer ihr vater ist, interessiert mich nicht, ich kenne den kerl auch gar nicht. ich hab mir das buch gekauft, weil sie einen kreuzwütenden, klar argumentierten text über heidi klum in der süddeutschen veröffentlicht hat, in der wochenendbeilage, wo ich mit allem gerechnet habe, nur nicht mit sowas (nicht online):

"Mit Heidi verabschieden sich komplizierte und unendlich differenzierte Geschlechterbilder. Wir bekommen eine Welt, in der Gegensätze wie Mann-Frau, aktiv-passiv, Subjekt-Objekt, Geist-Körper wieder funktionieren und das Dasein ein klares Ziel hat, die Befriedigung des Kunden, dessen Wünsche nie in Frage gestellt, sondern bedient werden. Wer zweifelt, der ist zu schwach für die knallharten Konventionen der Klum-Religion.

Das eigentliche Problem an diesem ganzen Exzess ist, dass er in der öffentlichen Wahrnehmung als etwas komplett anderes gekennzeichnet ist - als die Erfüllung eines individuellen Traums. Das Über-allem-Stehen aufgrund der eigenen Persönlichkeit. (...)
Dort geht es um die Erziehung von kleinen Model-Heiligen, die gelernt haben, dass das Überleben davon abhängt, begehrt und schön zu sein und sich auch selbst so zu sehen. Sie sind pefekte Dienstleister. Sie sind motiviert und ehrgeizig genug, jedes Klischee zu erfüllen. Sie laufen die vorgeschriebenen Erfahrungen ab, sie produzieren eine eindimensionale Kultur, die nur eins bringt: Stillstand. Tod. Sie haben beigebracht bekommen, dass man durch Gehorsam und blödeste Schablonen zu dem werden kann, der man sein will. Das raubt ihnen ihre Autonomie und ihre Aussicht auf eine vernünftige Karriere. Schlussendlich sind sie alle verdammt und verdummt."


word, baby. von mir aus ist das kein neuer gedanke, aber schon allein im unterschied zu dem sonst an jener stelle publizierten ein lichtblick. ob sie das auch abgeschrieben hat? i don't fucking care.

das buch selbst fand ich eher ermüdend, aber das liegt daran, dass mich drogenromane langweilen und die sprache über weite strecken sehr reduziert ist. interessieren würde es mich, ob sie die sexszenen auch abgemalt hat - ich glaubs ja nicht, aber zu dem thema vielleicht ein andermal mehr. nur eins noch: ich hab mich durch "feuchtgebiete" gequält und durch "mängelexemplar", die beiden pseudopubertären hervorbringungen berufsjugendlicher, nichtsdestotrotz erwachsener damen, und in beiden büchern gibts einen heini, der die erzählerin rettet oder beschützt oder sonstwie erlöst. den gibts bei hegemann nicht, sondern eine liebe zu einer älteren frau, die desillusioniert endet. allein dafür alle daumen hoch, mädchen.

Montag, 8. Februar 2010

deutschdeutsch wird die arbeitssprache

dass fremdsprachen manchmal nicht so einfach sind, weiß mittlerweile ganz youtube-land. im vergleich dazu habe ich es ja leicht mit meinen neuen deutschen auftraggebern: brav bedanke ich mich für "die" mail und verabschiede mich mit einem gedehnten "tschühs" von leuten, mit denen ich per sie bin. nur eine einzige phrase bringt mich zum stolpern und stammeln: wenn ich "das geht sich aus" sagen will. keller einräumen, verabredungen treffen, liefertermine bestätigen, vorräte abschätzen oder platz auf dem sofa machen - selten so eine vielseitig einsetzbare floskel wie diese, und das, obwohl man dem österreichischen traditionell eine gewisse verschnörkelt- und verschwurbeltheit unterstellt. sagen also auch sie "das geht sich aus" und nutzen sie ein hochwertiges produkt österreichischer sprachschnitzkunst!

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