Mittwoch, 1. Juli 2009

bist du's einmal, bist du's immer

sehr gute doku gestern im orf über eine wienerin, die vor 15 jahren zum buddhismus übergetreten und jetzt eine hoch angesehene lama ist: ich hatte wirklich den eindruck, zu verstehen, was diese religion ausmacht, wie sie sich vom katholizismus unterscheidet und was beides verbindet. an solchen abenden wie gestern, wenn ich müde bin und das wetter über dem wiener becken nicht brechen will, schaue ich mir dann manchmal, so alle halbe jahre einmal, die selbstgebastelte homepage eines schweigeordens in deutschland an, freue mich, dass sie henry david thoreau zitieren, und beruhige mich mit dem singsang der worte, mit dem tonfall, den ich so gut kenne, und dem ganzen tröstlichen brimborium, das diese sprache aufbieten kann. ich hab dann um mitternacht ein mail geschrieben und gefragt, wie man eine woche dort verbringen kann. die antwort wird wohl auf sich warten lassen, nehme ich an.

aus der kirche kann man austreten - ich habe das vor neun jahren getan -, aber katholisch bleibt man sein leben lang: diesen satz sagen wir einander oft mit einem seufzen, aber erst in letzter zeit überlege ich, was das in der konsequenz bedeutet. da sind zuerst beschämung und abscheu gegenüber den herren amtsträgern, aber auch gegenüber dem gefühligen, das manche laien vor sich hertragen - zu offensichtlich ist, wie viel verstand und klarheit des geistes sie opfern, um den bruch nicht vollziehen zu müssen. das sind die trägen. dann sind da die anderen, die die "welt", wie sie es nennen, gar nicht kennen und glauben, sie könnten es sich ersparen, dazu eine haltung zu entwickeln - das sind die ängstlichen. eine variation davon, die bigotten, macht in ideologie und gilt als intellektuell, weil sie ihre floskeln und lehrsätze auf die gesellschaft anwendet, am liebsten, wenn es um sex und alles drumherum geht. mit all diesen leuten kann man nicht in einem verein sein wollen.

im unterschied dazu bin ich persönlich natürlich eine lichtgestalt, die alles begriffen hat.

zwei bedürfnisse hat mir der katholizismus mitgegeben: den wunsch nach zugehörigkeit und den nach einem lebendigen herzen, das nicht mit sich haushalten muss. weil ich gleichzeitig gern am rand stehe, ist mein beruf als redakteurin für publizistische nebenschauplätze wahrscheinlich sehr gut und richtig für mich. trotzdem fehlt etwas, am ende der saison spüre ich die müdigkeit und die leere.

"Ich bin irdisch geworden mit den Jahren", sagt sie. "Früher war ich ein Engel, der anderen Menschen das Licht gebracht hat, wie viele andere Frauen auch. Heute muss ich mir das Licht erarbeiten, damit ich meinen eigenen Weg ausleuchte." ein paar solcher engel habe ich in der letzten woche getroffen, eine pressefrau, eine assistentin der geschäftsführung, junge frauen voller ruhe und heiterkeit. da habe ich erst gemerkt, wie wenig ich die sein will, die ich jetzt bin.

wüsste ich genau, dass mich solche sachen aus anderen gründen als aus trägheit und ängstlichkeit beschäftigen, könnte ich vermutlich sogar schritte setzen. aber dafür ist die zeit noch nicht reif.

Sonntag, 21. Juni 2009

zensursula und die piraten

was mich bei der ganzen debatte um das neue internet-überwachungsgesetz in deutschland so wundert, ist die tatsache, dass die verbindung zum urheberrecht so selten gezogen wird. ich meine, lieber gott, die "zensur" welcher seiten droht denn? linke wie rechte ränder der politischen aktion werden ohnehin beobachtet, schon jetzt, davon würde ich ausgehen. dass es immer wieder beamte geben wird, die ihnen politisch nicht genehme seiten auf die sperrliste setzen, wird wohl auch passieren, aber ich glaube, dass das einzelfälle bleiben werden - so unangenehm und bedrohlich die für die einzelnen betroffenen auch sein mögen, und so inakzeptabel das für einen rechtsstaat auch ist.
was die regierungen eigentlich wissen wollen, ist aber etwas anderes: wer kopiert urheberrechtlich geschütztes material? die österreichischen zeitungsverlage haben jetzt in dankenswerter offenheit angemeldet, dass sie IP-adressen sehen wollen. zensur ist das nicht, aber sorgen sollte man sich trotzdem machen, meine ich.

dazu passt, was meine schwester - freie musikerin von beruf - über die deutsche verwertungsgesellschaft gema erzählt hat. der brechen, wie der gesamten musikindustrie, die einnahmen weg, darum will sie jetzt die gema-abgabe für veranstalter um 600 prozent erhöhen - eine abgabe, die übrigens auch fällig wird, wenn meine schwester bei ihrem auftritt ausschließlich ihre eigenen kompositionen spielt. eine so hohe abgabe runiert, wie man sich vorstellen kann, die vielen kleinen veranstalter, die freien musikerInnen das überleben erst möglich machen (online-petition dagegen hier).

dass ich als angestellte redakteurin meinem verlag alle rechte an meinen texten für jede weitere nutzung vollständig abtrete, versteht sich in dem kontext fast von selbst.

Montag, 4. Mai 2009

to whom it may concern

es war und es ist sehr viel gutes.

ich habe endlich den richtigen sport für mich gefunden. rennen wie blöde, mit dem schläger auf den ball holzen, dass es schnalzt, ein bissl bodychecken und dem gegner im zweikampf zwischen den füßen herumstangeln, das macht mir einen mordsspaß. und die leute - so anders als ich, wir würden einander nie kennen lernen. trotzdem haben sie mich von anfang an und ohne jeden vorbehalt in die gruppe aufgenommen und mitspielen lassen, bringen mir alles bei und haben geduld mit mir. ein riesengeschenk.

noch ein geschenk: die beiden neuen mitbewohnerinnen, zwei alte damen mit ausgeprägten charakteren, die bei ihrer vorherigen besitzerin nicht bleiben konnten. sie flauschen alles mit ausgefallenen haaren voll und tragen kleine betonkügelchen aus dem kistl an den pfoten durch die wohnung, wenn sie nicht gerade die küche zerlegen oder leise schnarchen. die traurige besitzerin hat mir erzählt, dass sie fast ein jahr jemanden für die beiden gesucht hat. dass sie sie mir gegeben hat, macht mich stolz. und froh macht mich, dass sie da sind.

des weiteren ist auch dieses jahr, wie jene jahre davor, eines des übergangs. die liste der städte, in die ich vielleicht schon bald gehen würde, wächst mit jedem quartal, zuletzt war es frankfurt, die suchassistenten für job und wohnung waren schon eingerichtet, dann wurde doch wieder nichts draus. dass sich meine begeisterungsfähigkeit noch immer nicht erschöpft hat, ist gut, macht nur das aufwachen und zurücktreten von den träumen immer anstrengender. dass plötzlich fantasien auftauchen, "irgendwas mit menschen" zu machen, ist vielleicht eine folge davon, dass ich die bindungen hier schon auf dauer über die distanz eingestellt habe: ich seh und treffe die drei freundinnen schon seit wochen und monaten mit dem gedanken des "jetzt-noch", der letzten und vorletzten treffen, vielleicht wird es unser letzter sommer in wien sein, wer weiß. gleichzeitig rutschen mir andere schon durch die finger, ich nehme es noch wahr und tue doch nichts dagegen, habe kaum noch einen ort, von dem aus ich senden könnte. ich wäre gern stärker verbunden.

liquid center

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